Samstag, 30. Juni 2012

Die Wiedergeburt eines Hobel


Wer mit Holz arbeitet, kann in rohen Brettern zukünftige Möbel erkennen. Wer das Holz auf traditionelle Weise bearbeitet, kennt den Wert von alten Werkzeugen. Wo heute Maschinen ihre Arbeit verrichten, waren es früher die Handwerkzeuge, mit denen nachweislich beeindruckende Resultate erzielt wurden. Die Hersteller waren dementsprechend angehalten funktionierendes Werkzeug herzustellen, heutzutage ist dem nicht immer so, daher habe ich auch großes Vertrauen in die bewährte Technik. Rost und Dreck von Jahrzehnten mag für manchen abschreckend wirken, auf mich wirkt allein das schon anziehend.
Für meine Werkstatt habe ich mir einen alten Stanley No. 5 1/2 gekauft. Der Hobel hat die perfekte Größe um sehr vielseitig eingesetzt zu werden.



Der alte Stanley ist in einem vergleichsweise guten Zustand. Die Geometrie der Sohle und der Flanken ist klasse. Er bringt einige schöne Qualitätsmerkmale mit, so hat er, scheinbar original, Griffe aus Palisander und einen "Low-Knob". Diese Griffform ist bei vielen Holzwerkern sehr beliebt. Die Sitzflächen sind sehr präzise, ein wichtiger Aspekt für die Funktion.
Auf dem Messer ist der Herstellungsort eingraviert - Stanley U.S.A, New Britain, Connecticut.


Nach der groben Reinigung mit Pinsel und Drahtbürsten erfolgt die Vorbereitung zum Druckstrahlen. Dafür werden die blanken Teile mit Gewebeband abgeklebt. Das relativ dicke Klebeband ist elastisch genug um dem Strahlmittel die Wirkung zu nehmen. Somit sind diese Flächen geschützt.



Die restlichen Teile werden, je nach Rostgrad, geschliffen oder gebürstet. Zum Schluss bekommen alle Teile ein Finish mit einer sehr feinen Schleifwalze. Diese besteht jeweils zur Hälfte aus Schleifpapier und Vlies. Die so behandelten Teile sind weniger anfällig für Rost.




Nach dem Strahlen bekommen der Hobelkörper und der Frosch einen schützenden Lacküberzug. Nicht ganz original, aber dafür eben geschützt.



Ein wesentliches Qualitätsmerkmal ist die im Hobelkörper sichtbare Patentnummer. Ohne genaueres zu wissen, dieser Hobel ist sehr alt. Bei Grauguss-Teilen kann es durch Eigenspannungen im Material, auch Jahre später noch, zu Verformungen kommen. Von dem Hobelbauer Gerd Fritsche weiß ich, dass Stanley früher seine gegossenen Hobelkörper mehrere Jahre im Freien gelagert hat, damit die Eigenspannung verloren geht. Erst danach wurde weiter mechanisch bearbeitet. Mittlerweile gibt es wohl bessere Guss-Verfahren, jedoch ist bei diesem Alter die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass im Hobelkörper keine Spannungen mehr sind.




Die Holzgriffe habe ich von Lack befreit und mit einer Schellack-Grundierung versehen (Danke Klaus). Die geschlossene Oberfläche hab ich mit Tru-Oil behandelt. So mache ich das mittlerweile bei fast allen Werkzeuggriffen. Mit den Sägen hat es angefangen.







Der Hobel ist natürlich nicht nur schön anzuschauen, man kann sehr gut damit arbeiten. Wie bereits erwähnt, die Größe ist ideal um ihn als "Universal-Bankhobel" einzusetzen und ich glaube keiner ist öfter im Einsatz, vielleicht noch der Blockhobel.






Wenn mir jemand etwas über das genaue Alter und weitere Hintergründe erzählen kann, würde ich mich sehr freuen.

Nachtrag:
Vielen Dank für diesen tollen Hinweis. Auf www.hyperkitten.com kann das Alter von Stanley Hobeln bestimmt werden. Sofern mir kein Fehler unterlaufen ist, handelt es sich um einen Typ 11. Der Herstellungszeitraum wäre dann zwischen 1910 und 1918.

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