Freitag, 25. Dezember 2015

Letztes Werkstück und Weihnachtsgeschenke

Leider konnte ich in diesem Jahr nicht so häufig in die Werkstatt wie ich mir das selbst vorgestellt habe und nächstes Jahr wird es sicher nicht besser. So habe ich mich sehr über die paar Stunden in der Werkstatt vor den Feiertagen gefreut.
Nach Vorgabe meiner Frau darf ich eine Aufbewahrungskiste für die Medizin unseres kleinen Sohnes bauen. Das Material ist amerikanische Kirsche, es handelt sich um alte Schnittreste aus der Furnierherstellung, alles Kernbretter. Mit der Handkreissäge habe ich die Bretter besäumt und im Kern geteilt.


Die Aufbewahrungskiste bekommt kleine Boxen und Facheinteilungen, dafür habe ich die geschnittenen Bretter mit einem Fuchsschwanz aufgetrennt. Den Fuchsschwanz habe ich von Pedder bekommen, er ist perfekt geschärft und geschränkt.


Deckel und Boden werden aus zwei Stücken entstehen. Dazu habe ich die ausgewählten Stücke mit dem Hobel gefügt. Seit dem letzten Treffen in Darmstadt hat mein Stanley No.7 auch ein Eisen von Gerd Fritsche. Für eine Rezension in der Holzwerken hatte ich den Veritas Gehrungs- und Bestoßhobel von Feinewerkzeuge.de in der Werkstatt. Aufgrund einer aktuellen Diskussion habe ich diesen im Fügebetrieb getestet. Flachwinkelhobel mit einem Anschliff für Hirnholz sind hierbei aber im Nachteil was die Oberflächengüte angeht. Sowohl europäische als auch amerikanische Kirsche sind hierbei etwas sensibel.



Die gefügten Stücke habe ich mit Korpuszwingen verleimt. Diese dünnen und gut gefügten Bretter benötigen natürlich nicht die enormen Spannkräfte der großen Korpuszwingen. Das Verleimen ist dadurch aber eine sehr komfortable Angelegenheit. Es müssen keine Zulagen verwendet werden und die Zwingen stehen auch auf ihren Schmalseiten sehr gut. Dadurch liegen die Bretter auf der Schiene auf und lassen sich einfach ausrichten.


Die Seitenteile der Aufbewahrungskiste habe ich auch schon geschnitten. Diese werde ich auf Gehrung verleimen und Federn einfräsen. Irgendwann muss ich mir noch eine Vorrichtung für kleine Teile bauen, die traditionelle Schwachstelle von Kappsägen.


Für ein Weihnachtsgeschenk habe ich gleichzeitig noch die Restekiste bemüht und einige Veteranen vergangener Projekte gefunden. Bei der thermischen Resteverwertung bin manchmal etwas geizig und so kommt noch manche Kleinigkeit zustande.


Mit den Hölzern habe ich verschiedene Teelicht-Möglichkeiten ausprobiert. Eine kurze WhatsApp-Umfrage hat mir leider keinen "Style-Preis" beschert und ich habe die Bohrrichtung geändert.


Nach feinem Schliff bis Korn 280 und zwei Lagen Leinölfirnis habe ich zwei kleine Stiftehalter erhalten. Scheinbar ein wiederkehrendes Geschäft bei mir. Neben den Stiftehaltern schön zu sehen: die wärmende Ernte aus trizepsfördernder Fuchsschwanzbetätigung. Wohl dem der eine Bandsäge hat.



Zurück zu den Aufbewahrungsboxen. Die kleinen Kästchen in der Aufbewahrungsbox werden viele Homöopathie-Flaschen tragen dürfen. Bei einer Wandstärke von ungefähr fünf Millimetern erschien mir eine Fingerzinken-Verbindung sinnvoll. Dazu habe ich mir eine Vorrichtung für die Tischkreissäge gebaut.
Zur Führung eignen sich die vorhandenen Schwalbenschwanz-Nuten sehr gut. Dafür habe ich aus einer Kunststoffplatte (PP) Streifen geschnitten. Diese müssten ausreichend abriebfest sein.


Die Streifen habe ich auf der Säulenbohrmaschine vorgebohrt und gesenkt. Ein Maschinenschraubstock ist dafür sehr geeignet, gerade bei Kleinteilen sind die geschliffenen Auflagen sehr praktisch. Wahrscheinlich benötige ich doch noch einen besseren, beim spannen der Werkstücke offenbart sich leider die schlechte Führung der Spannbacke.


Die Leisten habe ich auf eine beschichtete Spanplatte geschraubt, ich wollte nicht gleich eine hochwertige Platte verwenden. Mit etwas Silbergleit auf der Tischplatte und in den Nuten gleitet die Platte einwandfrei.


Im Prinzip ist die Konstruktion nichts anderes als ein Querschnitt-Schlitten (Crosscut-Sled), welcher im amerikanischen Raum sehr verbreitet ist. Aufgesetzte Leisten halten die eingeschnittene Platte zusammen. Bei der hinteren Leiste ist Präzision gefragt, ich habe diese mit einem Winkel direkt am Sägeblatt ausgerichtet.



Flachdübel bringen hierbei die Stabilität und die Verbindung habe ich mit Schrauben gesichert. Um böse Überraschungen zu vermeiden habe ich auf der Austrittsseite des Kreissägenblattes noch ein Balkenabschnitt befestigt. Das Kreissägenblatt ist dadurch abgedeckt.


Das folgende Bild ist sicherlich etwas verwirrend. Auf die festmontierte Anschlagplatte habe ich eine aus der Resteecke stammende Spanplatte mit den blauen Zwingen befestigt. Eigentlich war nur diese vorgesehen. Die weiße Platte habe ich eingesägt und in den Schlitz einen kleinen Streifen Kunststoff in Sägeblattstärke eingelegt. Die weiße Platte mit dem kleinen schwarzen Kunststoffstreifen muss eine Sägeblattstärke Abstand zum Sägeblatt haben. Die Nase ist also die Referenz um das Werkstück exakt auf der Tischkreissäge zu positionieren. Bei der Feineinstellung sind einige Versuche notwendig und dabei vergrößert sich auch der Sägeschlitz in der weißen Platte. Die Funktion des Splitterschutzes ist deswegen nicht mehr vorhanden und ich habe eine weitere Platte aufgelegt.
Das ganze System ist noch im Prototypen-Status aber es funktioniert.



Das war der letzte Post in 2015 - Vielen Dank für die Kommentare, Mails, Anrufe und die persönlichen Gespräche...