Samstag, 3. Januar 2015

Kindersitzgruppe Teil 1


Mittlerweile läuft mein kleiner Sohn und macht die Gegend unsicher. Nach seinen Erkundungstouren benötigt er Erholung und sucht sich mehr oder weniger geeignete Objekte für eine Sitzpause. Das geht so natürlich nicht, findet seine Mutter, eine vernünftige Sitzlösung muss her. So schnell wie möglich, am besten noch vor Weihnachten. 

Zum Glück hatte ich recht schnell eine Vorlage gefunden. Diese entstammt der Holzidee, Ausgabe 07. Ich habe die Pläne etwas an die örtlichen Gegebenheiten und an mein Material angepasst, jedoch nicht wesentlich.

Gestartet wurde das ganze mit dem Massivholz-Teil. Verwendet habe ich Buche, dazu musste ich zunächst ganze Bohlen auftrennen und aushobeln.



Viele Schnitte später...



Für die Flächen habe ich Plattenmaterial-Restbestände mit harter Beschichtung verwendet. Die harte Beschichtung neigt gerne zum splittern und es entstehen unschöne Kanten. Optimalerweise hat man eine Formatkreissäge mit Vorritzer, es geht natürlich auch ohne. Meine Tischkreissäge ist etwas zu klein um damit vernünftig Plattenmaterial zu bearbeiten. Mit meiner Tauchsäge, einem scharfen Universalblatt und der richtigen Tiefeneinstellung hat es in diesem Fall sehr gut funktioniert.
Bei der Verstellung der Schnitttiefe verändert sich der Eintauchwinkel des Sägeblattes, egal ob zu steil oder zu flach, dieses Material mag nur einen engen Bereich, diesen findet man durch Probeschnitte recht schnell heraus.


Beim Zuschnitt der Platten habe ich einen Parallelanschlag für die Führungsschienen verwendet. Bedingt durch die Fertigungstoleranzen der Führungsschienen sind beim Parallelanschlag Komponenten zum Ausgleich dieser Toleranzen vorhanden.
Ein sehr anschauliches Video zum Einstellen der Parallelanschläge kommt aus den USA, damit konnte ich mich ganz gut hineindenken. Auf dem nächsten Bild sieht man die vordere Komponente, die Verlängerung, gedacht um schmalere Streifen aus Platten zu schneiden. Durch das Öffnen der zwei Zylinderkopfschrauben lässt sich die Schiene in den geweiteten Löchern bewegen.



Bei meiner Schiene musste ich nur an den Verlängerungen nachstellen, der hintere Teil hat sehr gut gepasst.
Aus den Platten habe ich "handlichere Portionen" herausgeschnitten, bei der ersten Einstellung habe ich sechs Millimeter Zugabe eingestellt. Um auf beiden Seiten eine schöne Kante zu bekommen, habe ich an der Gegenseite die Einstellung um den selben Betrag zurückgenommen.



An dem Reststreifen (Länge: 80 Zentimeter) habe ich an den Enden einen Messwert von 3,7 und 3,8 Millimeter ermittelt, abzüglich der Sägeschnittbreite von 2,4 Millimeter müsste die Platte aus dem Winkel und 0,1 bzw. 0,2 Millimeter zu kurz ausgefallen sein. 
Mit angelegtem Winkel ist kaum eine Abweichung feststellbar und auch der Längenunterschied, bzw. eine nicht korrekte Länge ist mit dem Stahllineal, zumindest für mich, nicht sichtbar. Die Höhe der Abweichung hat für mich in diesem Fall also keine Relevanz. 
Der Einstellungsaufwand ist recht gering, eine Klemmung der Führungsschiene erfolgt lediglich über die Anschläge, somit muss das Werkstück gut gesichert werden.


Aus Spaß an der Freude habe ich auch die kleinsten Formate der Kindersitzgruppe mit den Anschlägen geschnitten, hat super funktioniert. Es ist nur etwas kippelig und die Werkstücksicherung nicht optimal.



Die Platten der Sitzbank erhalten an der Ober- und Unterseite Anleimer aus Buche. Für mich ein bewertes System. Die Optik und die Haptik werden dadurch, nach meinem Dafürhalten, deutlich verbessert.



Die Anleimer werden nach dem Aushärten des Leimes bündig gefräst, beim horizontalen Fräsen empfiehlt sich ein leicht abgeneigter Tisch um die Oberfläche der Platte nicht einzufräsen. Alternativ wäre eine dünne Unterlage denkbar.




Die Deckelklappe der Sitzbank erhält an drei Seiten einen Anleimer, der stärkere zur Front ist mit Flachdübeln gesichert. An dieser Stelle wird ein Radius angefräst, daher die größere Materialzugabe. An dieser Stelle sind die Korpuszwingen eine echte Arbeitserleichterung, diese entwickeln großen Pressdruck und es sind keine Zulagen erforderlich.



Auch hierbei werden zumindest seitlichen die Umleimer mit der selben Methode bearbeitet. Der vordere Anleimer wäre dafür zu breit. Durch den Einsatz der Flachdübel war es beinahe bündig möglich. Einen kleinen Versatz habe ich behutsam mit einem Blockhobel entfernt.




Die tragenden Teile habe ich komplett mit Domino-Dübeln verbunden. Eine Anschlagsleiste auf der Arbeitsfläche erleichtert das Andrücken beim Fräsen. Bei der Kleinserie ist mir zum Glück nur bei einem Teil ein Fehler unterlaufen, diesen konnte ich zum Glück noch nacharbeiten.


 
Beim Verleimen geht es etappenweise vorwärts. Angefangen habe ich bei den äußeren Rahmen. So finden schnell viele Komponenten ihren Platz und gehen nicht verloren.



Der Korpus der Sitzbank wird ebenfalls mit Domino-Dübeln verbunden, dieser übernimmt später eine "tragende" Rolle und sollte daher etwas aushalten können. Anfänglich hatte ich etwas Bedenken bezüglich des Aufeinandertreffens von HM-Fräser und Plattenoberfläche. Es hat alles einwandfrei funktioniert.




Der Korpus erhält einen Boden aus Seekiefer, eingenutet mit der Tischkreissäge. Bei den Seitenteilen aus Buche haben einige Dübelstellen beim Eintreiben der Dübel Risse bekommen. Das liegt vermutlich an der zu großen Menge Leim im Dübelloch, wobei ich für meine Verhältnisse sehr sparsam Leim aufgetragen habe. An diese Stellen habe ich sofort etwas Leim aufgetragen und mit Schraubzwingen verpresst. Es hat zum Glück alles geklappt.

Montag, 22. Dezember 2014

Halbmondmesser

Beim Kauf meiner Tischkreissäge waren einige alte Sägeblätter dabei. Größtenteils ohne Zähne aus Hartmetall. Ein Holzwerkerkollege hat mich auf die Idee gebracht, aus diesen Sägeblättern Klingen zu machen. Für meine gelegentlichen Ausflüge in die Welt der Lederbearbeitung wollte ich schon lange ein Halbmondmesser haben.

Für dieses relativ große Werkzeug sollte das Sägeblatt auch relativ groß sein. Die gewünschte Kontur habe ich auf das Sägeblatt übertragen. Das Sägeblatt hat einen Außendurchmesser von 250 Milimetern.



Mit Winkelschleifer, Schleifbock und Bandschleifer wird die Kontur und der Anschliff herausgearbeitet. Dabei empfehle ich sehr auf die Arbeitssicherheit zu achten. Damit der Stahl nicht nicht ausglüht sollte regelmäßig mit einem Wasserbad gekühlt werden.



Das Halbmondmesser erhält zwei Griffschalen aus Sapele. Die Griffschalen werden im Schraubstock fixiert und durchbohrt. Damit nichts rutscht sichert eine C-Zwinge zusätzlich.



Der Stahl und das Holz werden anschließend mit Verdünnung fettfrei gemacht. Die Griffschalen und die Stahlstifte aus Edelstahl werden mit 2K-Kleber verbunden. Diese Verbindung ist nach dem Aushärten extrem fest und belastbar.



Die überstehenden Stahlstifte werden mit einer Metallsäge bündig abgesägt und der angrenzende Bereich am Blatt wird mit einem Gewebeklebeband vor Beschädigung in den folgenden Bearbeitungschritten geschützt. Den Griff habe ich mit einem stationären Bandschleifer geformt..



Nach dem Feinschliff folgt das Ölen des Griffes. Die finale Schärfe erhält das Halbmondmesser auf den Wassersteinen. Nicht ganz einfach aber das Ergebnis ist sensationell. Das Messer gleitet durch dickstes Leder wie durch Butter. Finger und Hände sind auch kein Problem :-(





Sonntag, 14. Dezember 2014

Einiges zum Schluss

Zum Ende des Jahres konnte ich noch einige schöne "Holzprojekte" erleben und habe glücklicherweise auch noch ein bis zwei vor mir. Letzten Monat musste ich den Splint von einigen Zwetschgenbrettern entfernen.  Ein rissiges Ende habe ich, um den Rest zu schützen, abgeschnitten. Aus diesem Brettende wurde ein Nikolausgeschenk für meine Frau.








Ach, wie gut, dass jemand weiß, dass mein Lieblingsholz Birne heißt. Es ist eine schwäbische Birne, sie hat sich gewehrt und hat verloren. Allein mit meinem Vater und einem Greifzug haben wir dieses Schätzchen zur Weiterverarbeitung gebracht. Der Stamm hat eine Länge von ca. 2,20 Meter und einen mittleren Durchmesser von 60 Zentimeter. Die Enden sind deutlich stärker. Schätzungsweise hatten wir es mit 400 Kilogramm zu tun. Die Bilder habe ich mit meinem Mobiltelefon aufgenommen.



Den Stamm haben wir zur Sägemühle in Reutlingen transportiert. Über die Sägemühle hatte ich in einem älteren Blogpost berichtet. Ich bin schon sehr gespannt auf die Birnbaumbretter - ein traumhaftes Holz zum Möbelbauen.


Vor einiger Zeit habe ich noch zwei sehr schöne Bücher zum lesen bekommen. Sie stammen beide vom Vincentz-Verlag aus der "HolzWerken"-Reihe. Das Buch "Hobel" von Scott Wynn ist ein reichbebildertes Buch über das weite Feld der Hobel. Dieses Buch hätte mir vor vielen Jahren vieles erleichtern können. Es gibt einen guten Einblick in die verschiedenen Typen und Bauformen. Für mich sehr interessant sind die japanischen Hobel, ein mir noch völlig unbekanntes Feld. Einen schönen Bericht hat Heiko Rech über dieses Buch geschrieben.
Einen sehr wertvollen Beitrag kann dieses Buch auch beim Restaurieren von alten Hobeln leisten. Wer beispielsweise alte Stanleyhobel wieder in Betrieb nehmen möchte, findet in dem Buch eine Menge Erklärungen. Als kleines Qualitätsmerkmal: im Buch wird auch das Schaben von Metallhobel-Sohlen erklärt, für mich eine der besten Maßnahmen um Reibung bei Metallhobeln zu reduzieren.


Im Buch wird sehr viel Praxis abgehandelt, beispielsweise verschiedene Vorgehensweisen bei der Bearbeitung von Flächen, Kanten, Fälze etc. Insgesamt ist das Buch sehr schon bebildert und liefert eine Menge Hinweise.




Eines der vielen Themen widment sich dem Bau von Holzhobeln. Viele Varianten werden mit Anleitung gezeigt. In der Vergangenheit hatte ich mir schon einmal einen Holzhobel gebaut. Wahrscheinlich passiert das wieder. 



Am Ende des Buches wird noch für die Zeitschrift "Holzwerken" geworben. Die eingekreiste Ausgabe kann ich empfehlen. Darin befindet sich ein Artikel über einen Werkzeugschrank. Es ist die Ausgabe Nummer 42... 
:-)



Ein weiteres schönes Buch stammt von Christopher Schwarz - "Hobelbänke". Er ist ganz sicher einer der bekanntesten Akteure in der globalen Holzwerker-Szene. Auch hier war Heiko Rech wieder aktiv und hat einen sehr treffenden Bericht verfasst.


Ich werde eines Tages eine Hobelbank bauen - damit befasse ich mich schon eine Weile und genau dafür finde ich dieses Buch sehr geeignet. Es liefert Ideen, Grundlagen und Möglichkeiten. Keine darin abgebildetet Hobelbank würde ich direkt nachbauen, aber ein Mix davon gepaart mit eigenen Ideen könnte es werden.
Seine bekannteste Hobelbank, den direkten Nachbau des Vorbildes Roubo, finde ich am wenigesten sinnvoll für einen Eigenbau. Meine Gründe hierfür sind die Materialwahl Eiche (grobporig und zuviel Gerbsäure), die durchgestemmten Zapfen und die Verwendung von wenigen Lamellen, mit daraus resultierender Rissbildung. Schön aussehen tut sie aber.

Viel mehr Nutzwert hat, aus meiner Sicht, der Entwurf von Robert Lang für das "21. Jahrhundert". Bei Popular Woodworking gibt es über diese Bank ein Video. Auch diese Bank würde ich niemals direkt nachbauen, aber einige Elemente gefallen mir richtig gut.



Insgesamt 17 Kapitel liefern eine Menge Anschauungsmaterial und decken eine extreme Variantenvielfalt ab. Von klassischen Ansätzen bis zu den modernsten Spannmöglichkeiten ist vieles vorhanden.


 
Als einen weiteren Pluspunkt empfinde ich den Blick neben, über und unter die Hobelbank. So gibt es noch einiges an Werkzeugaufbewahrung, Knechte und Ablagen zu entdecken. 



Einen schönen dritten Advent!