Sonntag, 8. November 2015

Restauration einer Säulenbohrmaschine

Seit einigen Jahren habe ich eine Säulenbohrmaschine in der Werkstatt, ein Arbeitstier und mittlerweile unverzichtbar. Im Vergleich zur Handbohrmaschine im Bohrständer ist sie viel leiser und deutlich stärker. Leider wurde der Rundlauf immer schlechter und ein Wechsel der Lager wurde nötig. Vor ein paar Wochen war es dann soweit.


Mit der Hilfe eines gelernten Mechanikers habe ich die Pinole ausgebaut. Nicht ganz einfach, da die Riemenscheibe im oberen Lager eingepresst war. Alleine hätte ich es definitiv nicht geschafft, Mechaniker lernen nicht umsonst einige Jahre ihren Beruf...


Die Pinole habe ich zur Reparatur gegeben, in dieser sind vier ziemlich große Lager verbaut, dafür fehlt mir die Kompetenz. In der Zwischenzeit hatte ich mich entschlossen den Demontierungsgrad auch für eine optische Restauration zu nutzen. Diesen Wunsch hege ich schon sehr lange, inspiriert von Jameel Abraham von Benchcrafted, er hat noch einen kleinen sehr speziellen Blog und zeigt darauf eine wunderbar restaurierte Säulenbohrmaschine

Also alle Teile demontieren und los geht es.



Mit der Drahtbürste auf dem Winkelschleifer habe ich den alten Lack entfernt. Wie so etwas geht konnte ich mir auf der Seite von Ralf ansehen, er macht das an wesentlich komplexeren Maschinen mit einer sensationellen Präzision bis ins letzte Detail. Das Entlacken habe ich außerhalb der Werkstatt durchgeführt, es fällt sehr viel Schmutz an.


Einige Stellen waren an den Gussteilen nicht besonders schön und ich habe mich entschlossen den Einsatz von Spachtel auszuprobieren. Leider war es etwas kalt, daher habe ich es in der warmen Werkstatt gemacht und belasse es bei einem zweimaligen Vorgang: das erste und das letzte Mal. Der Geruch von Spachtel ist nichts für mich.



Nach dem Spachteln muss man die Flächen schleifen, dafür sollte man geeignetes Schleifpapier verwenden und ich empfehle auch den Einsatz einer Absaugung, da hierbei sehr feiner Staub anfällt. Flächen welche keine Spachtel und Farbe abbekommen sollen, müssen abgeklebt werden. Es folgt eine Schicht Grundierung.



Einige Teile lassen sich nur schwer liegend lackieren, zum Glück gibt es in der Holzwerkstatt Werkstattböcke und ausreichend Holz. Mich erstaunt immer wieder das enorme Gewicht von Gussteilen. Vor dem Lackieren habe ich alle Flächen mit Aceton gereinigt. So werden die Flächen fett- und staubfrei.





An dieser Stelle ein Sicherheitshinweis: Lackstaub schmeckt nicht, Drahtteile der Bürste können sich lösen und stecken auch mal gerne zwischen Sicherheitsbrille und Staubmaske in der Haut. Das tut weh!


Bei der Riemenabdeckung habe ich mir etwas mehr Mühe gegeben, da diese im Sichtbereich liegt und wirklich wüste Schweißstellen hatte. Beim Spachteln kann man aus meiner Sicht nicht viel falsch machen. Wenn es nicht ausreicht kommt nach dem Schliff noch eine Schicht dazu. Durch den beizufügenden Härter ist die Aushärtezeit sehr kurz.



Nach der Grundierung folgt der Lack.




Nach (fast) ausreichender Trocknungs- und Aushärtezeit habe ich die Maschine wieder zusammengebaut. Die Maschinenfüße sind wirklich sehr praktisch um Bodenunebenheiten auszugleichen.




Alleine ohne "Hallenkran" ist es eine schweißtreibende Arbeit die Teile zu montieren und ich habe alle Register gezogen. Man sollte wirklich nur stabile Hilfsmittel einsetzen welche am besten noch ein gültiges Prüfzertifikat aufweisen. Alles andere ist fahrlässig :-)



Bei den Lagern habe ich dann wieder Hilfestellung bekommen. Hier zu sehen ist die obere Welle auf welche die Riemenscheibe gesteckt wird. Auch diese Lager wurden erneuert.


Die Spiralfeder war für mich immer eine schwierige Komponente. Die Spannung war leider nicht mehr so prall und ich musste die Pinole immer wieder zurück drehen. Im Laufe der Jahr habe ich immer wieder versucht dieses Biest nachzuspannen. Weder meine Recherche im Netz noch bei Fachleuten brachte Ergebnisse. Mit halsbrecherischen Aktionen, Spitzzangen und blutigen Fingern konnte ich die Situation verbessern. Bei der Restauration hatte ich deswegen mit die größten Bauchschmerzen. Auf dem Bild sieht man die gereinigte Buchse mit der Feder. Das alte Fett habe ich entfernt und gegen neues ersetzt. Die Spiralfeder muss zu keinem Zeitpunkt entfernt werden.
Die Welle des Handrads hat eine kleine Aussparung in welcher das abgeknickte Ende der Feder gesteckt wird. Und siehe da, endlich hatte ich verstanden wie sich dieses Biest nachspannen lässt. Vor der Restauration war mir nicht klar das sich die gesamte Buchse drehen lässt und eine kleine Bohrung zur Aufnahme eines Hebels enthält. Mit einem solchen Hebel dreht man solange die Buchse bis die Feder ausreichend spannt. Mit einer Schraube unterhalb lässt sich die Buchse fixieren und sie behält ihre Position bei.



Zum Schluss bleibt noch der Einbau der Elektrik und die Restauration ist beendet.



Die Bohrmaschine funktioniert jetzt einfach wunderbar und sie war sicher nicht meine letzte Restauration, zumal ich noch etwas Spachtel, Grundierung und Lack habe...

Samstag, 3. Oktober 2015

Bauklötze

Mein kleiner Sohn hatte Geburtstag und hat von mir selbstgemachte Bauklötze bekommen. Aus den Projekten Kinderhochstuhl und Kindersitzgruppe waren noch ausgehobelte Abschnitte übrig. Das schöne Eichen- und Buchenholz habe ich mit der Kappsäge in Klötze geschnitten. Bei der Länge habe ich mich an der dreifachen Materialstärke orientiert.


Auf dem Bandschleifer habe ich den Serienschliff vorgenommen, dazu habe ich den Anschlag etwas modifiziert und einge größere Anschlagplatte angeschraubt. Die Löcher dazu waren schon vorhanden. Die größere Auflagenfläche ist deutlich komfortabler und steigert die Präzision.





Die langen Seiten habe ich mit dieser Konfiguration geschliffen, für die kurzen Seiten habe ich einen zweiten Anschlag mit Schraubzwingen befestigt. Auch die Kanten wollte ich so brechen und habe den Anschlag gekippt. Mit dem Ergebnis war ich aber nicht zufrieden und habe die Kanten gefräst. Beim Fräsen von Kleinteilen ist immer Vorsicht geboten. Am besten baut man sich noch eine Klemmung um die Kleinteile am Fräser vorbeizuführen und die Finger komplett aus dem Gefahrenbereich fernzuhalten.




Die fertiggeschliffenen Bauklötze habe ich mit Walnussöl behandelt.




Mit den Bauklötzen lässt sich sehr viel anstellen und mein Sohn hat diese bestens angenommen. Bevor mich jetzt jemand fragt ob ich solche auch verkaufe, Konrad Horsch bietet viel bessere Bausteine an.

Sonntag, 13. September 2015

Mit Ecken und Kanten

Was soll das sein? Was machst du daraus? Solche Fragen werden mir sehr oft gestellt wenn es um das Beschaffen von Stammholz und dessen Trocknung geht. Für viele ist es absolut undenkbar in etwas Zeit und Geld zu investieren um es dann über viele Jahre hinweg nicht zu verwenden. Mir macht das nichts aus, obwohl ich manchmal das Holz gerne etwas früher verarbeiten möchte.
Aus einer "kleinen" Ernte waren Eiche und Bergahorn übrig, die Abmessungen konnten aufgrund fehlender Länge nicht auf das Sägegatter genommen werden. Für zukünftige Projekte habe ich mir ziemlich kräftige Klötze geschnitten. 


Die Klötze habe ich dann, etwas provisorisch, gespannt und mit dem Elektrohobel bearbeitet. Ich habe versucht eine plane Fläche anzuarbeiten, was nicht so ganz einfach ist. Mit vielen Schraubzwingen haben die Klötze still gehalten.


Nach einigen Versuchen hatte ich den Dreh raus und konnte ganz vernünftige Flächen hobeln. Es gelten die gleichen Vorgehensweisen wie beim Abrichten von Hand nur in deutlich kürzerer Zeit.



 
Mit einer Wasserwaage als Richtscheid, einem Winkel und etwas Augenmaß gelingen zwei rechtwinklig zueinanderstehende Flächen. Das Spanaufkommen war enorm, meinen Sauger wollte ich damit nicht belasten, daher habe ich mich für die Variante mit Fangsack direkt am Hobel entschieden. Das hat insgesamt super funktioniert, wenn auch bei der Eiche sehr viel besser als bei dem Bergahorn, dessen Späne unverschämt lang werden. Auf dem Spänesammelplatz kam einiges zusammen.


Die abgerichteten Klötze bekommen auf einer Referenzfläche abgestellt eine parallele Gegenlinie. Dazu habe ich ein hochtrabendes Mess- und Anreissinstrument entwickelt.


Im nächsten Schritt habe ich die Gegenseiten entsprechend vorbereitet, also wieder mit dem Elektrohobel schlichten und den Abstand zur Linie deutlich verkürzen, was in den darauf folgenden Schritten viel Arbeit und Werkzeugverbrauch einspaart.

 
Einen solch stabilen Dickenhobel habe ich nicht aber eine Oberfräse. Durch einen Frässchlitten kann man "niveauvoll" Flächen bearbeiten, hierzu empfehle ich einen kurzen Besuch auf Youtube, unter dem Suchbegriff "Router Sled" are tons of information.


Grundsätzlich folgt der Aufbau einer solchen Vorrichtung mehr oder weniger den immer gleichen Prinzipien:
  1. Referenzfläche/Platte
  2. Höher ausgerichtete Laufflächen
  3. Ausgesteifter Frässchlitten mit Aussparung für eine Kopierhülse
  4. Feuer frei  

Ein großer Nutfräser beschleunigt die Arbeit bedeutend. Besonders wichtig sind gute Grundschneiden, diese sorgen zusammen mit dem Vorschub für die Qualität der Flächen. Bei der großen Zerspanung empfehle ich eine möglichst große Schaftstärke zu wählen.


Bei den großen Höhenunterschieden musste ich immer wieder die Höhe der Laufbretter anpassen. Sollte ich diese Bearbeitungstechnik öfters einsetzen, werde ich an einer besseren Absaugungslösung arbeiten.



An den Stirnseiten habe ich die sägerauhen Flächen belassen und die Klötze mit Keilen ausgerichtet. Die Horizontalspanner und die Eigenmasse führen zu einer standhaften Situation. Von der einfach erreichbaren Präzision war ich insgesamt sehr überrascht.


Nachdem ich alle Flächen bearbeitet hatte, habe ich die Stirnseiten mit Leim bestrichen, dadurch trocknet das Holz langsamer. Vor ein paar Jahren habe ich auf meinem Blog einen Rohling aus Nussbaum gezeigt, dieser steht noch immer in einer Ecke meiner Werkstatt - ohne Risse!



Es ist Holz, Bergahorn und Eiche. Ich habe keine Ahnung was ich je daraus machen werde.

Sonntag, 30. August 2015

Kombinationsprojekt

An einem Tag zwei Werkstücke - das schaffe ich nicht oft. Für die Lederbearbeitung habe ich dringend eine Kluppe benötigt und mein Computerbildschirm war mir etwas zu niedrig, daher habe ich ein kleines Podest gebaut. Für beide Werkstücke habe ich mich bei den Holzresten bedient. Die Kluppe ist aus Esche und steht auf einem Fuß aus Buche. Das Podest ist aus Birne.



Den nötigen Zwischenraum der Kluppe habe ich mit einem Kehl- und einem Nutfräser herausgearbeitet. Diese Art von Kluppe lässt sich so auch bei einem recht bekannten Händler kaufen und ist mir bei der Bildersuche im Internet aufgefallen.



Für die Kluppe habe ich ein altes aber sehr stabiles Scharnier gefunden. Damit nichts verrutscht sind Zwingen beim Verschrauben eine sinnvolle Sache. Mit einem Zentrierbohrer gelingen diese Löcher immer sehr gut.



Die Spannkräfte werden über eine Gewindestange erzeugt. Damit die Backen genau in einer Flucht spannen, habe ich sie in einem Durchgang gebohrt. Die Bohrung am kürzeren Schenkel habe ich noch mit der Rundfeile oben und unten geweitet. Dadurch entsteht die Bewegungsfreiheit für die Maulöffnung.



Für die Holzverbindungen habe ich Domino-Dübel verwendet. In den Gehrungen sind 8x40 Dübel verbaut. Bei der Kluppe wurden es 10x50 Dübel.



Damit die Gehrungen sauber schließen habe ich sehr viele Zwingen eingesetzt. Sehr praktisch sind hierbei Korpuszwingen, keine Druckstellen und der Druck verteilt sich sehr schön.



Die Oberfläche habe ich mit Leinölfirnis behandelt. Leinölfirnis feuert sehr schön an und trocknet sehr zügig ab. Dadurch konnte ich die Werkstücke schnell einsetzen. Der Geruch verfliegt nach ein paar Tagen.



Und hier die fertigen Werkstücke:








Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, die Kluppe spannt super und seit mein Monitor höher steht, habe ich weniger Nackenprobleme. Der zusätzliche Stauraum unter dem Podest ist auch sehr praktisch.