Mittwoch, 13. Januar 2016

Das Jahr beginnt mit Birke

Es ist schon eine Weile her, da habe ich von Pedder eine kleine Ulmia-Gehrungssäge vom Typ 348 D bekommen. Es handelt sich dabei um die Ausführung mit Rückensäge, ich denke diese ist relativ selten.


Wer die Produkte von Ulmia kennt, weiß es handelt sich um Präzisionsprodukte. Die Gussteile sind aus meiner Sicht sehr gut konstruiert und sehr exakt gefertigt. Seit 2011 habe ich die große Gehrungssäge von Ulmia in meiner Werkstatt. Aus Platzgründen parkt die große Säge immer unter der Hobelbank und kommt daher leider nicht so oft zum Einsatz. Bei der kleineren Variante fällt mir das deutlich einfacher, sie ist selbst bei vollgeparkter Hobelbank schnell bei der Hand und kürzt bei mir sehr viele Dübel. 
Der Stahl des Blattes ist leider etwas weich und behält die Schärfe nicht wie ich das sonst gewohnt bin. Auch entwickelt der schwere Griff aus Guss mit den Kunststoffschalen ein leichtes Ungleichgewicht in Kombination mit dem leichten Rücken. Die Säge kippt nach hinten ab und bleibt nicht stehen.
Damit das nicht so bleibt hat mir Pedder von Two Lawyers Toolworks eine neue Säge gemacht. 
Wir haben es uns dabei nicht einfach gemacht und lange bei der Holzauswahl gerungen - es wurde schwedische "Karelische Maserbirke" :-) 
Das Brett unter der Säge muss dazu in etwa passen und daher habe ich dann als erste Werkstatt-Aktion in 2016 eines aus Birken-Brennholzstücken gefertigt. Das Jahr begann bei mir mit Birke.




Als der Postbote die Sendung brachte, war große Freude angesagt. Die Säge ist ein absolutes Kunstwerk mit sehr hohem Nutzwert. Pedder hat den Rücken maximal möglich für die Führungstücke ausgeführt. Die Haltebleche musste ich etwas nachfeilen und werde sie vielleicht noch etwas stärker dimensioniert anfertigen lassen. 




Die Säge sieht nicht nur gut aus, sie läuft sehr weich an und schneidet schnell. Der Schnitt ist sehr sauber, präzise und in allen Winkeln perfekt. So soll es sein. Mit den Längeneinstellern wird aus der Säge ein Kleinserien-Spezialist.






Vielen Dank lieber Pedder, ich habe einen neuen Stern in der Werkstatt ;-)

Freitag, 25. Dezember 2015

Letztes Werkstück und Weihnachtsgeschenke

Leider konnte ich in diesem Jahr nicht so häufig in die Werkstatt wie ich mir das selbst vorgestellt habe und nächstes Jahr wird es sicher nicht besser. So habe ich mich sehr über die paar Stunden in der Werkstatt vor den Feiertagen gefreut.
Nach Vorgabe meiner Frau darf ich eine Aufbewahrungskiste für die Medizin unseres kleinen Sohnes bauen. Das Material ist amerikanische Kirsche, es handelt sich um alte Schnittreste aus der Furnierherstellung, alles Kernbretter. Mit der Handkreissäge habe ich die Bretter besäumt und im Kern geteilt.


Die Aufbewahrungskiste bekommt kleine Boxen und Facheinteilungen, dafür habe ich die geschnittenen Bretter mit einem Fuchsschwanz aufgetrennt. Den Fuchsschwanz habe ich von Pedder bekommen, er ist perfekt geschärft und geschränkt.


Deckel und Boden werden aus zwei Stücken entstehen. Dazu habe ich die ausgewählten Stücke mit dem Hobel gefügt. Seit dem letzten Treffen in Darmstadt hat mein Stanley No.7 auch ein Eisen von Gerd Fritsche. Für eine Rezension in der Holzwerken hatte ich den Veritas Gehrungs- und Bestoßhobel von Feinewerkzeuge.de in der Werkstatt. Aufgrund einer aktuellen Diskussion habe ich diesen im Fügebetrieb getestet. Flachwinkelhobel mit einem Anschliff für Hirnholz sind hierbei aber im Nachteil was die Oberflächengüte angeht. Sowohl europäische als auch amerikanische Kirsche sind hierbei etwas sensibel.



Die gefügten Stücke habe ich mit Korpuszwingen verleimt. Diese dünnen und gut gefügten Bretter benötigen natürlich nicht die enormen Spannkräfte der großen Korpuszwingen. Das Verleimen ist dadurch aber eine sehr komfortable Angelegenheit. Es müssen keine Zulagen verwendet werden und die Zwingen stehen auch auf ihren Schmalseiten sehr gut. Dadurch liegen die Bretter auf der Schiene auf und lassen sich einfach ausrichten.


Die Seitenteile der Aufbewahrungskiste habe ich auch schon geschnitten. Diese werde ich auf Gehrung verleimen und Federn einfräsen. Irgendwann muss ich mir noch eine Vorrichtung für kleine Teile bauen, die traditionelle Schwachstelle von Kappsägen.


Für ein Weihnachtsgeschenk habe ich gleichzeitig noch die Restekiste bemüht und einige Veteranen vergangener Projekte gefunden. Bei der thermischen Resteverwertung bin manchmal etwas geizig und so kommt noch manche Kleinigkeit zustande.


Mit den Hölzern habe ich verschiedene Teelicht-Möglichkeiten ausprobiert. Eine kurze WhatsApp-Umfrage hat mir leider keinen "Style-Preis" beschert und ich habe die Bohrrichtung geändert.


Nach feinem Schliff bis Korn 280 und zwei Lagen Leinölfirnis habe ich zwei kleine Stiftehalter erhalten. Scheinbar ein wiederkehrendes Geschäft bei mir. Neben den Stiftehaltern schön zu sehen: die wärmende Ernte aus trizepsfördernder Fuchsschwanzbetätigung. Wohl dem der eine Bandsäge hat.



Zurück zu den Aufbewahrungsboxen. Die kleinen Kästchen in der Aufbewahrungsbox werden viele Homöopathie-Flaschen tragen dürfen. Bei einer Wandstärke von ungefähr fünf Millimetern erschien mir eine Fingerzinken-Verbindung sinnvoll. Dazu habe ich mir eine Vorrichtung für die Tischkreissäge gebaut.
Zur Führung eignen sich die vorhandenen Schwalbenschwanz-Nuten sehr gut. Dafür habe ich aus einer Kunststoffplatte (PP) Streifen geschnitten. Diese müssten ausreichend abriebfest sein.


Die Streifen habe ich auf der Säulenbohrmaschine vorgebohrt und gesenkt. Ein Maschinenschraubstock ist dafür sehr geeignet, gerade bei Kleinteilen sind die geschliffenen Auflagen sehr praktisch. Wahrscheinlich benötige ich doch noch einen besseren, beim spannen der Werkstücke offenbart sich leider die schlechte Führung der Spannbacke.


Die Leisten habe ich auf eine beschichtete Spanplatte geschraubt, ich wollte nicht gleich eine hochwertige Platte verwenden. Mit etwas Silbergleit auf der Tischplatte und in den Nuten gleitet die Platte einwandfrei.


Im Prinzip ist die Konstruktion nichts anderes als ein Querschnitt-Schlitten (Crosscut-Sled), welcher im amerikanischen Raum sehr verbreitet ist. Aufgesetzte Leisten halten die eingeschnittene Platte zusammen. Bei der hinteren Leiste ist Präzision gefragt, ich habe diese mit einem Winkel direkt am Sägeblatt ausgerichtet.



Flachdübel bringen hierbei die Stabilität und die Verbindung habe ich mit Schrauben gesichert. Um böse Überraschungen zu vermeiden habe ich auf der Austrittsseite des Kreissägenblattes noch ein Balkenabschnitt befestigt. Das Kreissägenblatt ist dadurch abgedeckt.


Das folgende Bild ist sicherlich etwas verwirrend. Auf die festmontierte Anschlagplatte habe ich eine aus der Resteecke stammende Spanplatte mit den blauen Zwingen befestigt. Eigentlich war nur diese vorgesehen. Die weiße Platte habe ich eingesägt und in den Schlitz einen kleinen Streifen Kunststoff in Sägeblattstärke eingelegt. Die weiße Platte mit dem kleinen schwarzen Kunststoffstreifen muss eine Sägeblattstärke Abstand zum Sägeblatt haben. Die Nase ist also die Referenz um das Werkstück exakt auf der Tischkreissäge zu positionieren. Bei der Feineinstellung sind einige Versuche notwendig und dabei vergrößert sich auch der Sägeschlitz in der weißen Platte. Die Funktion des Splitterschutzes ist deswegen nicht mehr vorhanden und ich habe eine weitere Platte aufgelegt.
Das ganze System ist noch im Prototypen-Status aber es funktioniert.



Das war der letzte Post in 2015 - Vielen Dank für die Kommentare, Mails, Anrufe und die persönlichen Gespräche...


Sonntag, 8. November 2015

Restauration einer Säulenbohrmaschine

Seit einigen Jahren habe ich eine Säulenbohrmaschine in der Werkstatt, ein Arbeitstier und mittlerweile unverzichtbar. Im Vergleich zur Handbohrmaschine im Bohrständer ist sie viel leiser und deutlich stärker. Leider wurde der Rundlauf immer schlechter und ein Wechsel der Lager wurde nötig. Vor ein paar Wochen war es dann soweit.


Mit der Hilfe eines gelernten Mechanikers habe ich die Pinole ausgebaut. Nicht ganz einfach, da die Riemenscheibe im oberen Lager eingepresst war. Alleine hätte ich es definitiv nicht geschafft, Mechaniker lernen nicht umsonst einige Jahre ihren Beruf...


Die Pinole habe ich zur Reparatur gegeben, in dieser sind vier ziemlich große Lager verbaut, dafür fehlt mir die Kompetenz. In der Zwischenzeit hatte ich mich entschlossen den Demontierungsgrad auch für eine optische Restauration zu nutzen. Diesen Wunsch hege ich schon sehr lange, inspiriert von Jameel Abraham von Benchcrafted, er hat noch einen kleinen sehr speziellen Blog und zeigt darauf eine wunderbar restaurierte Säulenbohrmaschine

Also alle Teile demontieren und los geht es.



Mit der Drahtbürste auf dem Winkelschleifer habe ich den alten Lack entfernt. Wie so etwas geht konnte ich mir auf der Seite von Ralf ansehen, er macht das an wesentlich komplexeren Maschinen mit einer sensationellen Präzision bis ins letzte Detail. Das Entlacken habe ich außerhalb der Werkstatt durchgeführt, es fällt sehr viel Schmutz an.


Einige Stellen waren an den Gussteilen nicht besonders schön und ich habe mich entschlossen den Einsatz von Spachtel auszuprobieren. Leider war es etwas kalt, daher habe ich es in der warmen Werkstatt gemacht und belasse es bei einem zweimaligen Vorgang: das erste und das letzte Mal. Der Geruch von Spachtel ist nichts für mich.



Nach dem Spachteln muss man die Flächen schleifen, dafür sollte man geeignetes Schleifpapier verwenden und ich empfehle auch den Einsatz einer Absaugung, da hierbei sehr feiner Staub anfällt. Flächen welche keine Spachtel und Farbe abbekommen sollen, müssen abgeklebt werden. Es folgt eine Schicht Grundierung.



Einige Teile lassen sich nur schwer liegend lackieren, zum Glück gibt es in der Holzwerkstatt Werkstattböcke und ausreichend Holz. Mich erstaunt immer wieder das enorme Gewicht von Gussteilen. Vor dem Lackieren habe ich alle Flächen mit Aceton gereinigt. So werden die Flächen fett- und staubfrei.





An dieser Stelle ein Sicherheitshinweis: Lackstaub schmeckt nicht, Drahtteile der Bürste können sich lösen und stecken auch mal gerne zwischen Sicherheitsbrille und Staubmaske in der Haut. Das tut weh!


Bei der Riemenabdeckung habe ich mir etwas mehr Mühe gegeben, da diese im Sichtbereich liegt und wirklich wüste Schweißstellen hatte. Beim Spachteln kann man aus meiner Sicht nicht viel falsch machen. Wenn es nicht ausreicht kommt nach dem Schliff noch eine Schicht dazu. Durch den beizufügenden Härter ist die Aushärtezeit sehr kurz.



Nach der Grundierung folgt der Lack.




Nach (fast) ausreichender Trocknungs- und Aushärtezeit habe ich die Maschine wieder zusammengebaut. Die Maschinenfüße sind wirklich sehr praktisch um Bodenunebenheiten auszugleichen.




Alleine ohne "Hallenkran" ist es eine schweißtreibende Arbeit die Teile zu montieren und ich habe alle Register gezogen. Man sollte wirklich nur stabile Hilfsmittel einsetzen welche am besten noch ein gültiges Prüfzertifikat aufweisen. Alles andere ist fahrlässig :-)



Bei den Lagern habe ich dann wieder Hilfestellung bekommen. Hier zu sehen ist die obere Welle auf welche die Riemenscheibe gesteckt wird. Auch diese Lager wurden erneuert.


Die Spiralfeder war für mich immer eine schwierige Komponente. Die Spannung war leider nicht mehr so prall und ich musste die Pinole immer wieder zurück drehen. Im Laufe der Jahr habe ich immer wieder versucht dieses Biest nachzuspannen. Weder meine Recherche im Netz noch bei Fachleuten brachte Ergebnisse. Mit halsbrecherischen Aktionen, Spitzzangen und blutigen Fingern konnte ich die Situation verbessern. Bei der Restauration hatte ich deswegen mit die größten Bauchschmerzen. Auf dem Bild sieht man die gereinigte Buchse mit der Feder. Das alte Fett habe ich entfernt und gegen neues ersetzt. Die Spiralfeder muss zu keinem Zeitpunkt entfernt werden.
Die Welle des Handrads hat eine kleine Aussparung in welcher das abgeknickte Ende der Feder gesteckt wird. Und siehe da, endlich hatte ich verstanden wie sich dieses Biest nachspannen lässt. Vor der Restauration war mir nicht klar das sich die gesamte Buchse drehen lässt und eine kleine Bohrung zur Aufnahme eines Hebels enthält. Mit einem solchen Hebel dreht man solange die Buchse bis die Feder ausreichend spannt. Mit einer Schraube unterhalb lässt sich die Buchse fixieren und sie behält ihre Position bei.



Zum Schluss bleibt noch der Einbau der Elektrik und die Restauration ist beendet.



Die Bohrmaschine funktioniert jetzt einfach wunderbar und sie war sicher nicht meine letzte Restauration, zumal ich noch etwas Spachtel, Grundierung und Lack habe...