Sonntag, 13. März 2016

Holzböcke - eine fortschreitende Entwicklung

Holzböcke sind wirklich praktisch in der Werkstatt und schaffen Abhilfe wenn auf die Schnelle mehr Arbeitsfläche oder Lagerplatz von Nöten sind.
Meine ersten Versuche haben schon manche Materialschlacht überstanden und auch der zweite Wurf hatte schon einiges zu ertragen. Beide haben durchaus Vorteile aber auch einige Nachteile. 

Beide Varianten sind sehr stabil und standfest. Die "Standfestigkeit" hat ihren Preis, sie benötigt Fleisch bzw. Aussteifungen und das wiederum führt zu Größe und Volumen. Zum Bearbeiten von Balken oder schwerer Bohlen haben mir meine Böcke gute Dienste geleistet und sie werden es auch weiterhin. In der Werkstatt waren sie zuletzt aber mehr im Weg als hilfreich.

Ihr seid Auf dem Holzweg unterwegs wenn ihr glaubt Volker hätte mich erst kürzlich zum Nachbau provoziert. Mein Interesse hat er schon vor einigen Jahren mit einem ganz tollen Bericht über seine Böcke geweckt. Er hat in dem Buch "The Fine Art of Cabinetmaking" von James Krenov, welches ich nur empfehlen kann, seine Inspiration dazu gefunden und darauf hin seine Böcke daran angelehnt gebaut.

Ein paar Buchenbretter waren auch bei mir das Ausgangsmaterial. Es geht los mit grobem Zuschnitt und dem Aushobeln. Kürzlich war ich bei meinen Eltern zu Besuch und da habe ich gleich die Zeit genutzt um nicht noch länger auf die Böcke warten zu müssen und auch um das große mediale Interessse durch diesen scheinbaren Blogger-Beef abzutanken :-)



Den Zuschnitt und das Ablängen habe ich dann wieder in meiner Werkstatt erledigt. die Böcke werden die gleiche Höhe wie der MFT bekommen. Das macht die Bearbeitung von großen Platten oder langen Werkstücken viel einfacher.




Nach der Statikberechnung (π x Daumen) habe ich mich für die Domino-Dübelgröße 10 x 70mm entschieden. Die einzig mir bekannte Art Dübel korrekt und richtig zu schneiden ist mit meiner Gehrungssäge. Ich denke es gibt keine andere Möglichkeit ;-)





Vor dem Eindrehen der Schraube am oberen Auflagebrett kommt meine neue Carnaubawachs-Mischung von Uwe zum Einsatz. Die Gleitwirkung gefällt mir sehr gut, es sind meine ersten Erfahrungen mit diesem harten Wachs, vielen Dank dafür.




Nach dem Verleimen erhalten die Böcke noch einen Auftrag mit Leinölfirnis. Ich kann es leider nicht immer verhindern in der Werkstatt auch wurmiges Holz zu verarbeiten. Daher habe ich mich dazu entschieden.


Für meine Werkstatt sind diese Böcke wirklich perfekt, sie halten viel Gewicht aus und benötigen kaum Platz. Sie sind vergleichsweise filigraner ausgeführt und dadurch auch labiler. Wenn es gröber wird, ist der Weg zu meinen anderen Böcken nicht weit.
Vielen Dank für die super Unterstützung Volker - das hat echt Spaß gemacht!

Samstag, 6. Februar 2016

Smartphone-Station

Meine Werkstatt-Aktivitäten werden, sofern der Lärmpegel es zulässt, fast immer von Musik begleitet. Ohne wäre es für mich nur halb so schön. Dank der ständig mitwachsenden Technik wird es immer komfortabler schöne Musik in die Werkstatt zu bekommen. Solch ein Hort der schönen Töne benötigt natürlich auch eine entsprechende Aufbewahrung. 
Weil gerade in Verwendung, habe ich ein Reststück amerikanische Kirsche ausgesucht. In das Brett habe ich zwei Domino-Langlöcher gefräst.


Zum Fräsen ist eine breite Auflagenfläche wesentlich besser. Die finale Breite lässt sich auch danach gut herstellen. Auf der Kappsäge erhält das Brett seinen Standwinkel. Einen 30° Winkel empfand ich zu flach, 15° waren mir zu steil und so wurden es 20°. 

 
Mit meiner neuen Gehrungssäge habe ich die Domino-Dübel abgelängt. Um den spitzen Winkel von 70° zu schneiden, habe ich an einem Brettende einen Hilfswinkel von 20° angebracht und das Ganze auf ein Stützbrett gespannt. Ich hoffe das Bild beschreibt es besser. Mit dem Längeneinsteller habe ich die zwei Stücke auf eine einheitliche Länge bekommen.



Im Nachhinein kann ich es kaum glauben, ich habe die Dübel schwarz lackiert. Irgendwie hat mir die Kombination von Buche und amerikanischer Kirsche nicht gefallen und ich dachte ich begehe aus ästhetischer Sicht eine Heldentat.


Das Brett bekam nach dem Feinschliff einige Lagen Danish Oil. Einige Jahre habe ich mich nicht an dieses Produkt getraut. Insgesamt bin ich sehr zufrieden, es scheint sehr schnell zu trocknen.


Und fertig ist die Smartphone-Station, aus einer spontanen Idee wurde in einer rekordverdächtigen Zeit ein fertiges Werkstück. So schnell kenne ich das gar nicht.



Und so schmiegt sich die Station sehr gut neben die Klangmaschine. Eine Verbindung über Kabel ist zum Glück nicht mehr nötig und erspart mir unnötigen Kabelsalat. Eines Tages brauche ich noch einen Gehörschutz mit Musik, dann ist es absolut perfekt.


 

Mittwoch, 13. Januar 2016

Das Jahr beginnt mit Birke

Es ist schon eine Weile her, da habe ich von Pedder eine kleine Ulmia-Gehrungssäge vom Typ 348 D bekommen. Es handelt sich dabei um die Ausführung mit Rückensäge, ich denke diese ist relativ selten.


Wer die Produkte von Ulmia kennt, weiß es handelt sich um Präzisionsprodukte. Die Gussteile sind aus meiner Sicht sehr gut konstruiert und sehr exakt gefertigt. Seit 2011 habe ich die große Gehrungssäge von Ulmia in meiner Werkstatt. Aus Platzgründen parkt die große Säge immer unter der Hobelbank und kommt daher leider nicht so oft zum Einsatz. Bei der kleineren Variante fällt mir das deutlich einfacher, sie ist selbst bei vollgeparkter Hobelbank schnell bei der Hand und kürzt bei mir sehr viele Dübel. 
Der Stahl des Blattes ist leider etwas weich und behält die Schärfe nicht wie ich das sonst gewohnt bin. Auch entwickelt der schwere Griff aus Guss mit den Kunststoffschalen ein leichtes Ungleichgewicht in Kombination mit dem leichten Rücken. Die Säge kippt nach hinten ab und bleibt nicht stehen.
Damit das nicht so bleibt hat mir Pedder von Two Lawyers Toolworks eine neue Säge gemacht. 
Wir haben es uns dabei nicht einfach gemacht und lange bei der Holzauswahl gerungen - es wurde schwedische "Karelische Maserbirke" :-) 
Das Brett unter der Säge muss dazu in etwa passen und daher habe ich dann als erste Werkstatt-Aktion in 2016 eines aus Birken-Brennholzstücken gefertigt. Das Jahr begann bei mir mit Birke.




Als der Postbote die Sendung brachte, war große Freude angesagt. Die Säge ist ein absolutes Kunstwerk mit sehr hohem Nutzwert. Pedder hat den Rücken maximal möglich für die Führungstücke ausgeführt. Die Haltebleche musste ich etwas nachfeilen und werde sie vielleicht noch etwas stärker dimensioniert anfertigen lassen. 




Die Säge sieht nicht nur gut aus, sie läuft sehr weich an und schneidet schnell. Der Schnitt ist sehr sauber, präzise und in allen Winkeln perfekt. So soll es sein. Mit den Längeneinstellern wird aus der Säge ein Kleinserien-Spezialist.






Vielen Dank lieber Pedder, ich habe einen neuen Stern in der Werkstatt ;-)

Freitag, 25. Dezember 2015

Letztes Werkstück und Weihnachtsgeschenke

Leider konnte ich in diesem Jahr nicht so häufig in die Werkstatt wie ich mir das selbst vorgestellt habe und nächstes Jahr wird es sicher nicht besser. So habe ich mich sehr über die paar Stunden in der Werkstatt vor den Feiertagen gefreut.
Nach Vorgabe meiner Frau darf ich eine Aufbewahrungskiste für die Medizin unseres kleinen Sohnes bauen. Das Material ist amerikanische Kirsche, es handelt sich um alte Schnittreste aus der Furnierherstellung, alles Kernbretter. Mit der Handkreissäge habe ich die Bretter besäumt und im Kern geteilt.


Die Aufbewahrungskiste bekommt kleine Boxen und Facheinteilungen, dafür habe ich die geschnittenen Bretter mit einem Fuchsschwanz aufgetrennt. Den Fuchsschwanz habe ich von Pedder bekommen, er ist perfekt geschärft und geschränkt.


Deckel und Boden werden aus zwei Stücken entstehen. Dazu habe ich die ausgewählten Stücke mit dem Hobel gefügt. Seit dem letzten Treffen in Darmstadt hat mein Stanley No.7 auch ein Eisen von Gerd Fritsche. Für eine Rezension in der Holzwerken hatte ich den Veritas Gehrungs- und Bestoßhobel von Feinewerkzeuge.de in der Werkstatt. Aufgrund einer aktuellen Diskussion habe ich diesen im Fügebetrieb getestet. Flachwinkelhobel mit einem Anschliff für Hirnholz sind hierbei aber im Nachteil was die Oberflächengüte angeht. Sowohl europäische als auch amerikanische Kirsche sind hierbei etwas sensibel.



Die gefügten Stücke habe ich mit Korpuszwingen verleimt. Diese dünnen und gut gefügten Bretter benötigen natürlich nicht die enormen Spannkräfte der großen Korpuszwingen. Das Verleimen ist dadurch aber eine sehr komfortable Angelegenheit. Es müssen keine Zulagen verwendet werden und die Zwingen stehen auch auf ihren Schmalseiten sehr gut. Dadurch liegen die Bretter auf der Schiene auf und lassen sich einfach ausrichten.


Die Seitenteile der Aufbewahrungskiste habe ich auch schon geschnitten. Diese werde ich auf Gehrung verleimen und Federn einfräsen. Irgendwann muss ich mir noch eine Vorrichtung für kleine Teile bauen, die traditionelle Schwachstelle von Kappsägen.


Für ein Weihnachtsgeschenk habe ich gleichzeitig noch die Restekiste bemüht und einige Veteranen vergangener Projekte gefunden. Bei der thermischen Resteverwertung bin manchmal etwas geizig und so kommt noch manche Kleinigkeit zustande.


Mit den Hölzern habe ich verschiedene Teelicht-Möglichkeiten ausprobiert. Eine kurze WhatsApp-Umfrage hat mir leider keinen "Style-Preis" beschert und ich habe die Bohrrichtung geändert.


Nach feinem Schliff bis Korn 280 und zwei Lagen Leinölfirnis habe ich zwei kleine Stiftehalter erhalten. Scheinbar ein wiederkehrendes Geschäft bei mir. Neben den Stiftehaltern schön zu sehen: die wärmende Ernte aus trizepsfördernder Fuchsschwanzbetätigung. Wohl dem der eine Bandsäge hat.



Zurück zu den Aufbewahrungsboxen. Die kleinen Kästchen in der Aufbewahrungsbox werden viele Homöopathie-Flaschen tragen dürfen. Bei einer Wandstärke von ungefähr fünf Millimetern erschien mir eine Fingerzinken-Verbindung sinnvoll. Dazu habe ich mir eine Vorrichtung für die Tischkreissäge gebaut.
Zur Führung eignen sich die vorhandenen Schwalbenschwanz-Nuten sehr gut. Dafür habe ich aus einer Kunststoffplatte (PP) Streifen geschnitten. Diese müssten ausreichend abriebfest sein.


Die Streifen habe ich auf der Säulenbohrmaschine vorgebohrt und gesenkt. Ein Maschinenschraubstock ist dafür sehr geeignet, gerade bei Kleinteilen sind die geschliffenen Auflagen sehr praktisch. Wahrscheinlich benötige ich doch noch einen besseren, beim spannen der Werkstücke offenbart sich leider die schlechte Führung der Spannbacke.


Die Leisten habe ich auf eine beschichtete Spanplatte geschraubt, ich wollte nicht gleich eine hochwertige Platte verwenden. Mit etwas Silbergleit auf der Tischplatte und in den Nuten gleitet die Platte einwandfrei.


Im Prinzip ist die Konstruktion nichts anderes als ein Querschnitt-Schlitten (Crosscut-Sled), welcher im amerikanischen Raum sehr verbreitet ist. Aufgesetzte Leisten halten die eingeschnittene Platte zusammen. Bei der hinteren Leiste ist Präzision gefragt, ich habe diese mit einem Winkel direkt am Sägeblatt ausgerichtet.



Flachdübel bringen hierbei die Stabilität und die Verbindung habe ich mit Schrauben gesichert. Um böse Überraschungen zu vermeiden habe ich auf der Austrittsseite des Kreissägenblattes noch ein Balkenabschnitt befestigt. Das Kreissägenblatt ist dadurch abgedeckt.


Das folgende Bild ist sicherlich etwas verwirrend. Auf die festmontierte Anschlagplatte habe ich eine aus der Resteecke stammende Spanplatte mit den blauen Zwingen befestigt. Eigentlich war nur diese vorgesehen. Die weiße Platte habe ich eingesägt und in den Schlitz einen kleinen Streifen Kunststoff in Sägeblattstärke eingelegt. Die weiße Platte mit dem kleinen schwarzen Kunststoffstreifen muss eine Sägeblattstärke Abstand zum Sägeblatt haben. Die Nase ist also die Referenz um das Werkstück exakt auf der Tischkreissäge zu positionieren. Bei der Feineinstellung sind einige Versuche notwendig und dabei vergrößert sich auch der Sägeschlitz in der weißen Platte. Die Funktion des Splitterschutzes ist deswegen nicht mehr vorhanden und ich habe eine weitere Platte aufgelegt.
Das ganze System ist noch im Prototypen-Status aber es funktioniert.



Das war der letzte Post in 2015 - Vielen Dank für die Kommentare, Mails, Anrufe und die persönlichen Gespräche...